Phthalate
Zu den wichtigsten Industriechemikalien gehören Phthalate. Sie sind u.a. als Zusätze in Arzneimitteln, Lacken, Schmier- und Lösemitteln sowie in Kosmetika enthalten. Auch Aufdrucke auf Kleidungsstücken, wie zum Beispiel Abbildungen oder Schriftzeichen auf T-Shirts, können Phthalate beinhalten.
Die häufigste Anwendung ist diejenige als Weichmacher in Kunststoffen: Kabel, Medizinprodukte (Katheter, Blutbeutel, Schläuche), Bodenbeläge und Kinderspielzeug, aber auch Verpackungsmaterial von Lebensmitteln und viele weitere Verwendungen.

Phthalate werden weltweit in großen Mengen (rund 2 Mio. Tonnen) hergestellt. Vor allem in PVC kann der Weichmacheranteil bis zu 50% der Gesamtmasse betragen.
Phthalate sind im Kunststoff nicht chemisch gebunden und können daher leicht entweichen. Der Mensch nimmt sie vorwiegend mit der Nahrung und der Atemluft auf. Kinder sind durch ihre "Bodennähe" besonders gefährdet, da sie dadurch zusätzlich - über Staub - Phthalaten ausgesetzt sind.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Die weit verbreiteten Phthalate sind höchst gesundheitsgefährdend, weil sie in den Hormonhaushalt des Menschen eingreifen und die Fortpflanzung bzw. Entwicklung schädigen: Sie werden für Unfruchtbarkeit bei Männern durch genitale Fehlbildungen und Rückgang der Spermienzahlen (mit-)verantwortlich gemacht. Ebenso besteht ein klarer Zusammenhang mit schädlichen Effekten auf Nieren und die Entwicklung von Ungeborenen und Säuglingen.
Da Phthalate auch die Plazentaschranke durchdringen können, ist bereits ein Baby im Mutterleib betroffen: Bei männlichen Säuglingen wurde eine Verweiblichung der Genitalregion durch Phthalate nachgewiesen.
Auswirkungen auf die Umwelt
Phthalate sind weltweit in Boden, Wasser und Luft nachweisbar, selbst an den entlegensten Orten. Dafür verantwortlich ist nicht nur die hohe Menge neu produzierter Phthalate, sondern vor allem ihre Langlebigkeit durch schlechte Abbaubarkeit in Kombination mit hoher Fettlöslichkeit. Es gibt auch Hinweise auf die Anreicherung von Phthalaten in wirbellosen Tieren und auf die Schädigung des Hormonsystems bei Fischen.
Gesetzliche Maßnahmen
Einige besonders gefährliche Phthalate sind bereits für eine Reihe von Verwendungen, darunter Kosmetika, Spielwaren, Babyartikel, Farben und Lacke und bestimmte Lebensmittelverpackungen verboten.
Bereits beschlossen ist die Bestimmung, dass in Zukunft für alle oben nicht genannten Verwendungen für einige Phthalate eine Zulassung nötig sein wird, die nur bei Erfüllung strenger Kriterien erteilt wird. Wird keine Zulassung erteilt, ist die Verwendung EU-weit verboten.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zu Phthalaten finden Sie auf der Homepage des Umweltbundesamtes.